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Jan Böck und Marc Tabor leben als Uhrmacher ihren Traum

Die Uhrmacher Jan Böck und Marc Tabor (von links) in ihrer u(h)rigen Umgebung in einer ehemaligen Scheune. Foto: Eric Zerm

08.07.2022 - von Eric Zerm


Jan Böck und Marc Tabor haben in Tuningen eine ehemalige Scheune zur Uhrmacherwerkstatt umgebaut. Einer ihrer Aufträge bringt sie jetzt sogar ins Fernsehen.

 

Viel Holz, eine steile Treppe in eine zweite Halbetage, und der Handlauf sowie das Treppengeländer bestehen aus einer zugesägten Birke. Allein die Räumlichkeiten der Uhrmacherwerkstatt von Jan Böck und Marc Tabor sind einen Besuch wert. Mit viel Unterstützung haben sie an der Butschhofstraße in Tuningen von einem Haus aus dem 18. Jahrhundert die frühere Scheune in ihre Werkstatträume umgebaut. „Ich habe das Haus vor vier Jahren gekauft. Der Hintergedanke war tatsächlich eine eigene Werkstatt“, verrät Jan Böck. Damals habe er noch bei Junghans in Schramberg gearbeitet. Ihr Uhrmacherunternehmen gründeten der 32-jährige Jan Böck und der 24-jährige Marc Tabor dann 2020, nachdem Tabor seinen Kurs zum Uhrmachermeister abgeschlossen hatte. Nun wurde sogar das Fernsehen auf die beiden aufmerksam. In der u(h)rigen Tuninger Werkstatt wird eine Uhr repariert, deren Werdegang in einer Folge der SWR-Sendung „Die Scheune – Wie Handwerk alte Schätze rettet“ erzählt werden wird. Das dreiköpfige Fernsehteam rund um Redakteurin Caren Braun war vor wenigen Tagen zu Besuch, um die beiden leidenschaftlichen Uhrmacher in ihrer Werkstatt bei der Arbeit zu filmen.

 

„Als Dachdecker hatte ich keine Lust mehr“, verrät Jan Böck (dem diese Handwerks-Kenntnisse beim Umbau und bei der Renovierung der Scheune aber trotzdem zugutekamen). So entschied er sich, eine neue Ausbildung zum Uhrmacher zu machen. Hier lernte er dann Marc Tabor kennen. Der Bau der Werkstatt geschah in den vergangenen Jahren stets nach Feierabend. „Wir haben vieles wiederverwendet. Den Boden haben wir zum Beispiel abgeschliffen und neu zugesägt.“ Zwischen Fachwerkbalken auf einer Seite haben sie ein Fenster eingebaut, um in der Werkstatt mehr natürliches Licht zu haben. Obwohl Böck und Tabor beim Bau sehr spontan vorgingen – Böck: „Nach dem Abriss schauten wir erst mal, was wir zur Verfügung haben und was wir damit machen können“ – wurden die Räumlichkeiten für die Werkstatt klar strukturiert. Im Erdgeschoss ist der Arbeitsbereich von Uhrmacher Jan Böck, der sich dort auf Großuhren konzentrieren wird. Auf der oberen Halbetage ist das Reich von Marc Tabor, der sich in der Werkstatt vor allem um Kleinuhren kümmern wird.
Im Unternehmen gibt es schon die nächsten Pläne. Für die Arbeit an den Kleinuhren sollen Maschinen angeschafft werden. Darauf muss aber noch etwas gespart werden. Bis dahin darf Marc Tabor Maschinen in der Feintechnikschule in Schwenningen nutzen, und auch ein Freund aus Tuttlingen hilft ihm aus.

 

Stolz präsentiert Tabor ein ganz besonderes Uhren-Exemplar, das ihm und Böck anvertraut wurde, um es zu erneuern und aufzupolieren; einen Marine-Chronometer. „Die Uhr ist mit einem Gyroskop gelagert.“ Was das bewirkt, demonstriert er, als er die hölzerne Transportbox mit dem darin aufgehängten Chronometer zur Seite neigt. Die Uhr verändert dabei ihre Lage nicht. Sie zeigt mit ihrem Zifferblatt nach wie vor exakt zur Decke. Damit wird auf See für die Uhr das Schaukeln des Schiffes ausgeglichen.

 

Im Hintergrund an der Wand hängen weitere Uhren, an denen die beiden Uhren-Experten gearbeitet haben oder noch arbeiten werden. Bei einer der Wanduhren ist das Pendel noch eingepackt, eine der Uhren läuft laut Tabor noch zu schnell, eine ist inzwischen fertig und eine vierte Uhr ist derzeit komplett hohl. Hier wartet noch viel Arbeit.

 

Eine weitere besondere Uhr, die Jan Böck und Marc Tabor derzeit anvertraut ist, wurde jüngst in der „Scheune“ der oben genannten TV-Sendung abgegeben. Ihre Besitzerin Ute Andok stammt aus Straubenhardt, und die Uhr war in ihrer Familie schon immer eine Art Heiligtum. „Die Uhr war 30 Jahre lang eingepackt“, verrät Caren Braun vom Fernsehteam der AV Medien Film und Fernsehen GmbH aus Stuttgart. Jüngst brachte Andok die Uhr vorbei mit dem Wunsch, dass das gute Familienstück wieder in seinem alten Glanz erstrahlen möge. „Pro Folge erzählen wir innerhalb von 45 Minuten immer von drei Werkstücken von der Warenannahme über die Reparatur bis zur Rückgabe“, so Caren Braun. Anfang und Ende wird jeweils in einer alten Tabakscheune in Hayna in Rheinland-Pfalz gedreht. Für den Mittelteil eines Beitrags, der voraussichtlich im Dezember gezeigt werden wird, liefen nun die Kameras bei Jan Böck und Marc Tabor in Tuningen.