125 Jahre Feintechnikschule
Mareike Kratt 03.05.2025 – 06:00 Uhr
Wenn die Staatliche Feintechnikschule am kommenden Montag ihr 125-jähriges Bestehen feiert, wird man beim Festakt auf eine lange und erfolgreiche Historie blicken – und gleichzeitig auf die Strahlkraft, die die Schule bis heute hat. Doch woran liegt das?
Rund 500 Schüler, die von 60 Lehrern in sechs Schularten – Berufsfachschule, Meisterschule, Technikerschule, Berufskolleg, Technisches Gymnasium und VAB-Klassen – unterrichtet werden und von denen jährlich etwa 160 ihren Abschluss machen: Das ist die aktuelle Bilanz der Staatlichen Feintechnikschule mit Technischen Gymnasium, die 1900 als „Königlich Württembergische Fachschule für Feinmechanik, Elektromechanik und Uhrmacherei“ gegründet wurde – im Kontext des Übergangs von Klein- zu Großbetrieben, der Spezialisierung der Betriebe und dem Mangel an tüchtigen Vorarbeitern.
Rasante Entwicklung
Aufbau und Entwicklung waren rasant: Sowohl die Schwenninger Gemeinde als auch vor allem die vier großen Uhrenfabriken Bürk, Mauthe, Schlenker-Kienzle und Thomas Haller initiierten damals den repräsentativen Flügelbau auf dem ehemaligen Salinenfeld an der Salinenstraße, der für rund 60 Schüler gedacht war – und schnell zu klein wurde. Neu- und Anbauten sowie strukturelle Erweiterungen sollten in den nächsten Jahrzehnten folgen. Die Technikerschule wurde 1957, das Technische Gymnasium 1967 eröffnet. Baulich, technologisch und ausstattungstechnisch hat sich aber besonders in den letzten 25 Jahren vieles getan.
Leitungsteam prägt mit
Grund zu feiern gibt es also genügend, wenn die rund 150 geladenen Gäste beim anstehenden Festakt auf die 125-jährige Entwicklung der Bildungseinrichtung, die inzwischen in der Trägerschaft des Landes Baden-Württemberg ist beziehungsweise dessen Gymnasium zu den beruflichen Schulen des Schwarzwald-Baar-Kreises gehört, zurückblicken. Einen Teil maßgeblich dazu beigetragen haben sowohl Schulleiter Thomas Ettwein als auch sein Stellvertreter Udo-Jürgen Held, die einst selber Schüler der Feintechnikschule waren.
Von 16 auf 450 PCs
Thomas Ettwein erinnert sich an seinen Wiedereinstieg ins Schulleben als Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik beziehungsweise als Lehrer – eine Zeit, in der die Lehrberufe umgekrempelt und die technischen Erfordernisse verschärft worden seien. So habe die EDV Einzug gehalten – und Ettwein diesen Prozess auch an der Feintechnikschule mitbegleitet. Damals habe man 16 Computer in der Schule verkabelt, heute sind 450 Rechner bei einer zwei-Gigabit-Internet-Leitung.
„Es ist Wahnsinn, was sich alles verändert hat“, sagt der Schulleiter mit Blick auf weitere Höhepunkte in Sachen Digitalisierung. Zu nennen ist unter anderem die Einführung der Lernfabrik 4.0, die permanent weiterentwickelt wurde – zuletzt durch Künstliche Intelligenz (KI) sowie Augmented Reality (AR) – und auch weiterhin im Entwicklungsprozess steht.
Alles auf neuestem Stand
Dass die Feintechnikschule technisch und auch organisatorisch auf dem neuesten Stand ist, ist auch auf die baulichen Veränderungen zurückzuführen. Unter anderem ist im vergangenen Vierteljahrhundert neben dem Grundlagenlabor 4.0 ein kompletter Neubau – das Gebäude D – hinzugekommen, der 2008 eingeweiht wurde und seit rund einem Jahr mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet ist. Zudem wurden im Zuge einer europaweiten Ausschreibung sämtliche Maschinen aufgerüstet und veraltete ausgetauscht.
Wachsende Zahlen
Dem Bau einer neuen Maschinenhalle für das Fünf-Achs-Bearbeitungszentrum vorangegangen war die Auslagerung von Werkstätten und Schüler in die Gewerbeschulen VS. Durch die stetig wachsenden Zahlen konnten die Schüler zudem vorübergehend in der Volkshochschule sowie bei der Firma Sternplastic unterkommen, erinnert sich Udo-Jürgen Held, der insbesondere für bauliche Veränderungen zuständig ist, mit einem Schmunzeln.
Drei Förderkreise
Unterstützung bei allen Entwicklungsprozessen erfährt die Feintechnikschule nicht nur durch Land und Kreis, sondern auch durch die drei Fördervereine, dem Förderkreis Feintechnikschule – hier engagieren sich regionale Unternehmen – , der Vereinigung ehemaliger Feintechnikschüler sowie dem TG-Verein. „Die Verbundenheit zu allen drei Vereinen ist uns sehr wichtig“, betont Thomas Ettwein.
Er habe Respekt vor den Vorgängergenerationen, die die Schule zu dem gemacht hätten, was sie heute ist – das sei „ein tolles Vermächtnis“. So freut er sich, dass beim Festakt neben seiner Vorgängerin Annemarie Conradt-Mach auch weitere ehemalige Leiter der Feintechnikschule – unter anderem Werner Bogenschütz und Helmut Bölch – anwesend sein werden.
Riesiges Netzwerk
Zum pädagogischen Konzept der Feintechnikschule gehörte immer schon die Verbindung von allgemeiner und beruflicher Bildung. So sei es wichtig, dass die Schüler auf dem Weg zum staatlich geprüften informationstechnischen Assistenten, Uhrmacher oder Industriemeister eine „Vision“ bekämen, wie es nach der schulischen Ausbildung weitergeht.
Dabei kann die Feintechnikschule stets auf ihr riesiges Netzwerk zurückgreifen. Die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen und Institutionen sowie den Hochschulen sind vielfältig, Firmen- und Messebesuche stehen regelmäßig auf dem Programm. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass man beim Besuch hiesiger Unternehmen auf den einen oder anderen ehemaligen Feintechnik-Schüler trifft.
Aufwendige Festschrift
Dass die Feintechnikschule stets am Puls der Zeit ist, mag wohl auch an dem hohen Anspruch liegen, den die Schule an sich selber hat. Durch die Festschrift, die zum 125-jährigen Bestehen mit Aufwand und viel Liebe zum Detail entstanden ist, habe man zum einen gemerkt, was sich in den vergangen Jahren verändert hat, aber auch, was man alles geschafft hat. Einen Blick in den Rückspiegel wagt die Schule zudem zum Ende eines jeden Schuljahres, wenn auf einem Plakat visualisiert wird, welche Ziele in den vergangenen zwölf Monate erreicht wurden.
Stetiger Prozess
„Qualität leben“, nennt Ettwein es, auch wenn er an die Ziele und Wünsche für die Zukunft denkt. Um die 125-jährige Tradition fortzuführen, sei es wichtig, „permanent am Ball zu bleiben“. Das sei ein stetiger Prozess, der das Schulleben spannend mache. Das bedeute aber auch, manch eine Entwicklung vorwegzunehmen.
Der Umgang mit der KI und den sozialen Medien sei bereits eine Herausforderung und werde es auch in Zukunft sein. Und, so Thomas Ettwein: „Wir müssen weiterhin die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und technologischen Entwicklungen im Auge behalten und die daraus resultierenden Veränderungen antizipieren und unser pädagogisches Handeln daran ausrichten.“
Und so wird gefeiert
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Auf den Tag genau wird die Staatliche Feintechnikschule 125 Jahre alt - Mai 2025
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